Orthoptik/Schielen

Das Wort Orthoptik kommt aus dem Griechischen und setzt sich zusammen aus: ortho(s) = richtig und opsis = sehen. Die Orthoptik befasst sich also mit dem „richtigen Sehen“, mit dem Erkennen und Behandeln von Schielen, Schwachsichtigkeit bei Kindern, Störungen des beidäugigen Sehens mit Doppelbildern und Augenbewegungsstörungen. Die Orthoptistin ist Spezialistin für dieses Fachgebiet. In Zusammenarbeit mit dem Augenarzt untersucht und misst sie die Augenstellung, Augenbeweglichkeit und Koordination der Augen. Bei Kindern schult und begleitet sie die mit dem Schielen und starker Fehlsichtigkeit verbundenen Störungen der Sehentwicklung.

 

Die Entwicklung des Sehens und das Zusammenspiel beider Augen findet in der ganz frühen Kindheit, das heisst in den ersten Lebensjahren, statt. Bis zum Alter von ca. 10 Jahren bleibt das System aber noch labil. Jede Störung, welche das Sehen und die Zusammenarbeit der Augen, welche ein räumliches Sehen ermöglicht, behindert, kann in diesen ersten Lebensjahren zu einer bleibenden Sehbehinderung führen. Beim frühkindlichen Schielen wird, um nicht doppelt zu sehen, der Seheindruck des schielenden Auges unterdrückt. Dieses Auge kann sich somit nicht richtig entwickeln und es kommt zu einer Schwachsichtigkeit (Amblyopie). Diese Amblyopie muss in den ersten Lebensjahren erkannt und behandelt werden, da die Behandlung nur dann zu einer Sehverbesserung führen kann. Wird eine Amblyopie zu spät entdeckt, bleibt sie zeitlebens bestehen. Die Behandlung im Kindesalter ist ein Training des schwachen Auges. Dies wird, falls notwenig, neben Brillenverordnung, durch ein zeitweises Abkleben des guten Auges erreicht. Nicht selten kann das Schielen durch eine Brille verbessert oder beseitigt werden. Bei ca. der Hälfte der Schielkinder ist eine Operation notwendig. Bei einem Teil der Kinder kann durch eine Schieloperation das Stereosehen wiederhergestellt, bzw. erhalten werden. Bei den übrigen erfolgt die Operation aus kosmetischen Gründen.

 

Ein geringgradiges Schielen (Mikrostrabismus) kann vom Laien nicht erkannt werden und führt dennoch zu hochgradiger Schwachsichtigkeit am schielenden Auge. Ebenso bleibt eine einseitige oder angeborene, doppelseitige starke Fehlsichtigkeit oft unerkannt, da sich die Kinder an die Situation gewöhnen und Lernen damit zurechtzukommen. Die Frühdiagnose ist deshalb entscheidend! Eine Untersuchung von Kindern ist ab dem 6. Lebensmonat möglich und sollte bei allen Kindern mit familiären Belastungen (Schielen, starken Fehlsichtigkeiten und Hornhautverkrümmungen) durchgeführt werden.